Beschreibung
Astronomie treiben heißt, die Gedanken Gottes nachlesen.
Johannes Kepler war einer der großen Geister, die mithalfen, die Gesellschaft in die neue Zeit der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu begleiten. Seine letzte Reise führte ihn im Jahr 1630 nach Regensburg, wo er im heutigen Kepler-Gedächtnishaus seine letzten Tage verbrachte.
1613 trat er im Regensburger Reichstag für die Einführung des gregorianischen Kalenders ein. Zur selben Zeit beobachtete er im Dom durch die Kirchenfenster erstmals bewusst die Sonnenflecken.Diese kleinen Begebenheiten aus der Domstadt sind heute noch gültiges Wissen auf der ganzen Welt.
Das Buch schenkt uns einen behutsamen Einblick in Keplers Charakter und Leben in jener von Kriegswirren bedrängten Zeit.
ISBN: 978-3-934983-80-9
84 Seiten, Hardcover
Eine Rezension der Regensburger Zeitung lesen!
LESEPROBE
aus dem Roman: „Johannes Keplers letzte Reise“
An einem Spätnachmittag Ende Oktober 1630 ist’s. Auf der Donaubrücke, die von Stadtamhof nach Regensburg führt, herrscht reges und lautes Treiben. Die Marktbauern fahren mit ihren Wagen und Karren vom Samstagsmarkt zurück in ihre Dörfer.
Nachlässig auf die Partisane gestützt stehen die zwei Wachtsoldaten am Brückentor zu beiden Seiten des Menschenstroms und blicken gelangweilt auf das Gewürge, das an ihnen vorüberlärmt. Dann und wann ein frecher Ruf an ein vorübergehendes Bauernmädchen oder junges Bauernweib, der meistens von den gleich im dichten Herbstnebel verschwindenden Gestalten ebenso dreist erwiedert wird.
In der Ferne läutet eine tiefe Glocke. Drunten rauscht der Strom.
…
Da kommt aus dem Nebel auf der Brücke der Hufschlag eines Pferdes.
„Jessas Maria! Noch a Reiter! Kann der sich nit schicken?“
Die zwei warten und schauen ungeduldig dem näherkommenden Geräusch entgegen.
Aus der weißen Flut tauchen die Umrisse eines Reiters auf.
Der Hannes hat ärgerlich wieder nach seiner langen Hellebarde gegriffen, die hochgestiefelten Beine nach Landsknechtsart gespreizt steht er und reckt seine Waffe quer über den Toreingang hinweg.
Der Reiter hält sein Pferd an. Es ist ein mittelgroßer, hagerer Mann mit hohem breitkrämpigen Filzhut von brauner Farbe. Unter dem Hutrande liegt ein blasses eingefallenes Gesicht, das durch den rechteckig geschnittenen schwarzgrauen Knebelbart länger erscheint, als es ist. Ein feiner weißer Spitzenkragen über dem schwarzen, mit Schnüren verbrämten Rock sagt den Soldaten, daß der Ankömmling wohl etwas Bessseres ist.
Höflich fragt der Hannes: „Hat der Signor einen Paß?“
…
„Hannes,“ sagt der Weibel, „ihr habt grad gut getan, wenn ihr mit dem Signor, wo zuletzt noch kommen ist, sauber gefahren seid. Der kann mehr als nur Brot essen!“
Erstaunt starrt der Hannes seinen Vorgesetzten an.
„Warum?“
„Kennt ihr den nit? Ihr seid halt noch grüne Affen! Das war doch seiner Heiligen Kaiserlichen Majestät Hofmathematikus Johannes Kepler!“
Bei dem Namen Kepler spitzten auch die drei Würfler ihre Ohren. „Der Kepler?“ Sie reißen den Mund auf. „Der Kepler is heint auf die Nacht hier wieder eingeritten?“
„Ja,“ macht sich der Hannes jetzt wichtig, „ich hab seinen Paß abgenommen.“
„Ja, der Kepler – kann mehr als Brot essen,“ versicherte abermals gewichtig und mit Nachdruck der Weibel. „Ich war früher oft in Prag und hab dort auf dem Hradschin die Nacht getan. Da is der, wenn andere ins Wirtshaus oder ins Bett zu ihrem Weiberl sind, auf den großen, runden Turm hinten und hat nach den Sternen ausgeschaut. Oft hab ich ihn erst wieder rauslassen, wenn der Hahn gekräht hat. Und was dere gsagt hat, dees hat der Kaiser glaubt.“
…
Aus dem Nachwort des Verlegers:
Immer liegen einzelne Disziplinen im Widerstreit. Auch dieses Buch erzählt von dem Kräftemessen zwischen dem Gelehrten, dem Theologen und dem Mediziner. Wahrscheinlich müssen noch ein paar Jahre mehr vergehen, ehe sich die jetzigen Kontrahenten miteinander verbünden.
Und wenn jeder seine Talente in den Hilfsfond der Menschlichkeit wirft, und keiner eines dieser Talente mehr ablehnen muss, dann könnte das prophezeite Goldene Zeitalter anbrechen.