Drei Weihnachtslegenden
Die Weihnachtsgeschichten um die heiligen drei Könige, die Herbergssuche, den Stall in Bethlehem, die Geburt Jesu kennt jeder. Aber was haben diese Bilder aus längst vergangenen Tagen zu bedeuten? Was hat es mit den Strapazen auf sich, die die drei Weisen aus dem Morgenland auf sich genommen haben? Wie können wir heute die Menschwerdung des Gottessohnes neu sehen?
Die drei Weihnachtslegenden von Willi Pröls zählen zum Schönsten, was ich persönlich jemals über Weihnachten gelesen habe. Die Geschichten eröffnen eine gänzlich neue und wunderbare Sichtweise auf die Geschehnisse von vor 2000 Jahren.
ISBN: 978-3-934983-34-2
58 Seiten, Paperback
LESEPROBE
Die Huldigung der Weisen
Nun, wenn ich Euch heute von einem Traum erzähle, so ist das ganz gegen meine bisherigen Gewohnheiten. Wer Gottes Wunder in Worte fassen will, tut sich immer schwer. Wie soll ich das berichten können, was ich in jener Nacht zum ersten Advent 1982 träumte, und was mich nach dem Erwachen noch glücklich machte? Wie kann ich, ein einfacher Mann, der von all dem Geschauten bis dahin keine Ahnung hatte, erzählen, was ich träumend sah?
Es begann als Alptraum. Ich war von Schmerzen gepeinigt, vom Unglück gezüchtigt, und wie eine Lawine stürzten Leid und Elend auf mich herab. Plötzlich stand ein alter Mann vor mir, aus dessen Antlitz Weisheit, Milde und Güte strahlten. Er sagte: „Komm und schau!“
Ich sah eine Karawane. Sie kämpfte sich unter schrecklichen Strapazen durch die entfesselten Urgewalten der Wüste. Jeden Augenblick, so wähnte ich, müssten Menschen und Tiere vor Erschöpfung zusammenbrechen. Doch eine wundersame Kraft hielt sie aufrecht. So kämpften sie sich trotz Hitze, Durst und Sandstürmen bis in die Nähe einer herrlichen Stadt mit mächtigen Mauern, Türmen und Toren, edlen Palästen und einem großartigen Tempel.
Der Sturm hatte sich gelegt. Von drei Männern angeführt, welche die Haltung und Würde von Königen hatten, zog die Karawane in die Stadt ein. Aber es dauerte nicht allzu lange, da verließ sie diesen Ort wieder und zog weiter.
Und siehe da: Ein Stern ging vor ihr her! Ich sah die unbeschreibliche Freude der Anführer, als sie den Stern erblickten, und sie folgtem ihm, bis er endlich über einem unscheinbaren Gebäude stehenblieb. Da hielt auch die Karawane an.
Wie tief mussten sich die drei würdigen Männer bücken, um durch den niedrigen Eingang zu kommen.
Drinnen sahen sie ein Kindlein bei seiner Mutter, sie warfen sich nieder und huldigten ihm. Als sie ihm Geschenke dargebracht hatten, gingen auch ihre Begleiter nacheinander tief gebückt durch die Tür und huldigten dem Kind. Dieses Bücken und Huldigen wollte gar kein Ende nehmen. So groß war die Karawane doch anfangs gar nicht! Wo kamen denn jetzt nur die vielen, vielen Leute her?
Es schien mir plötzlich, dass sich der Karawane Menschen aus allen Ländern der Erde angeschlossen hatten: Sumerer, Meder, Babylonier, viele Chaldäer, auf die mich mein Begleiter besonders aufmerksam machte, dazu Ägypter, Griechen und Perser, Inder, Chinesen, Neger, Indianer und andere, deren Herkunft ich nicht mehr weiß. Jede Hautfarbe war vertreten, jeder Beruf und jeder Stand.